Impuls zum Christkönigssonntag

Es ist eine uralte Versuchung, Religion zu missbrauchen, um Herrschaft von Menschen über andere Menschen zu begründen und zu festigen.
So gaben sich z.B. Könige als irdische Repräsentanten einer königlich vorgestellten Gottheit aus. Sie konnten dann im Namen dieser Gottheit Gehorsam fordern und weitere Menschen unterwerfen.
Zu den Lasten unserer Kirchengeschichte gehört es, dass auf ähnliche Weise auch der Glaube an Jesus Christus als König missverstanden und missbraucht wurde.
Im Namen seines Königtums wurden Kriege geführt und Völker ihre Freiheit-auch ihrer Religionsfreiheit-beraubt. Als König musste Christus die Überordnung einiger Regierenden über die vielen da unten stützen. Es war die Zeit der Verbindung von Thron und Altar.

Dagegen erinnert uns das Evangelium daran, dass Jesu königliche Würde und Herrschaft von ganz anderer Art ist als die der menschlichen Könige oder ähnlicher Machthaber.
Es ist eine Macht über die Herzen der Menschen. Sie stützt sich auf Waffen, sie setz ganz und ausschließlich darauf, Menschen durch Liebe zu gewinnen. Durch eine Liebe, die ihr Leben gibt.
Durch eine Liebe, die, wo man sich ihr verschließt, nicht abschreibt oder zurückschlägt, sondern leidet und aushält.

Die Versuchung, Menschen mit Gewalt zu dirigieren, muss nicht immer in egoistischen Machtgelüsten begründet sein. Sie kann auch das Gute wollen, eine gerechte Ordnung herstellen oder heute in einer Öko (und nicht nur) -Diktatur die Schöpfung vor dem maßlosen Menschen schützen.

Der russische Dichter Dostojewski lässt den Großinquisitor vorwurfsvoll zu Jesus sagen: ,,Hättest du Krone und Schwert genommen, so hätten sich dir alle freudig unterworfen. In einer einzigen Hand wäre die Herrschaft über die Leiber und die über die Seelen vereint, und das Reich des Friedens wäre angebrochen.

Du hast es versäumt….Du stiegst nicht herab vom Kreuz, als man dir Spott und Hohn zurief: Steig herab vom Kreuz, und wir werden glauben, dass du Gottes Sohn bist.
Du stiegst nicht herab, weil du die Menschen nicht durch ein Wunder zu Sklaven machen wolltest, weil dich nach freier und nicht nach einer durch Wunder erzwungenen Liebe verlangt,,. Damit ist sicher etwas vom Geheimnis des Königtums Jesu getroffen.
Unsere Welt ist nicht mit Krone und Schwert zu heilen. Die Heilung ist nur möglich über die Herzen von Menschen, die von der Liebe Gottes in Jesus Christus getroffen sind und sie in Freiheit angenommen haben, um sie mit anderen zu teilen

Unser König, der sein Leben für uns gab, bittet an den Tisch, an dem er selbst die heilende Nahrung für das Leben der Menschen ist.
Christus ist ein König ohne Land; aber am Sonntag, dem Tag seiner Auferstehung, versammeln sich überall auf unserer Erde Menschen, die ihm gehören wollen, die ihn um sein Erbarmen bitten, die seinen befreienden Machtbereich suchen.
In der Gemeinschaft der vielen, die Christus ihren König sein lassen, feiern wir unsere Heilige Messe. Darin feiern wir vor, dass einmal alles von seiner Liebe durchdrungen sein soll und dass dann wirklich alles gut wird.

Einen, schönen, besinnlichen Christkönigssonntag wünscht

Pastor Lech Waldemar Rybak

 

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